Die Siebträgermaschine – purer Espressogenuss

Eine Siebträgermaschine ist nicht nur DAS Gerät zur Espressozubereitung – es ist weit mehr: Hobby, Handwerk, Wissenschaft. Wie diese Maschinen funktionieren, für wen sie geeignet sind und wie man ihnen wohlschmeckenden Espresso entlockt, erfährst du in diesem Artikel!

Gleich vorweg: Ohne den Willen, sich ein wenig ausführlicher mit der Materie zu befassen, wird hier niemand ein exzellentes Getränk zaubern können. Das liegt daran, dass es einige Faktoren gibt, die beim Brühen des Espressos eine große Rolle spielen. Nur eine teure Maschine zu kaufen und zu hoffen, dass sie alles auf Knopfdruck erledigt, funktioniert leider nicht. Wer so an die Sache herangeht, dem empfehle ich ein anderes System – z.B. einen Kaffeevollautomaten oder eine Kapselmaschine.

So gelingt der Espresso aus der Siebträgermaschine

Die Kaffee- bzw. eben Espressozubereitung an der Siebträgermaschine läuft wie folgt ab:

  1. Die Maschine braucht ausreichend Zeit zum Vorheizen – je nach System zwischen 10 und 45 Minuten. Spontaner Kaffeegenuss ist damit also nicht vereinbar.
  2. Die Kaffeebohnen werden frisch gemahlen – mit einem für Espresso angepassten, sehr feinen Mahlgrad. Eine entsprechende Mühle dafür ist Pflicht. Nicht umsonst sagt man oft, dass die Mühle mehr kosten darf als die Espressomaschine.
  3. Das Kaffeemehl im Siebträger wird gelevelt und getampt – also gleichmäßig verteilt und verdichtet. Ohne diese Maßnahmen kommt es ansonsten zu Channeling.
  4. Der Siebträger wird eingespannt und die vorgewärmte Tasse darunter gestellt. Achte hier auf die optimale Brühtemperatur!
  5. Der Bezug wird gestartet und du kannst beobachten, wie köstlicher Espresso den Siebträger verlässt und in deine Tasse strömt. Bodenlose Siebträger verschaffen hier optisch das beste Erlebnis!
  6. Wahlweise kannst du nun noch Milchschaum über die Dampflanze zubereiten, solltest du z.B. einen Cappuccino trinken wollen.

Klingt eigentlich ganz einfach? Ist es im Prinzip auch – wenn auch etwas aufwändiger, als auf einen Knopf zu drücken und ein espressoartiges Getränk aus dem Vollautomaten zu beziehen. Wer den Aufwand nicht scheut, wird hier definitiv mit geschmackvollen Ergebnissen belohnt. Es gibt allerdings auch einige Punkte, an denen man scheitern kann. Deshalb geht es nicht ohne ein bisschen Experimentierfreude. Bei Problemen empfehle ich dir den Artikel: Was tun, wenn mein Espresso aus dem Siebträger nicht schmecken will?

Warum nur aus der Siebträgermaschine <em>echter</em> Espresso kommt
Die Zubereitung von Espresso unterliegt einer strengen Definition: 92-93°C heißes Wasser wird mit 9 bar Druck für 25 Sekunden durch 7g Kaffeemehl gepresst. Die Werte dürfen jeweils um ein paar wenige Grad oder Sekunden nach oben oder unten variieren. Dieses Rezept ergibt einen einfachen Espresso.

Bei allen anderen Zubereitungsarten ist mindestens eine Komponente dieses Rezeptes nicht einzuhalten, weswegen hier nicht mehr von Espresso per Definition gesprochen werden kann. Am häufigsten stimmen entweder der Druck oder die Extraktionszeit nicht überein. Nur der Siebträger kann in jeder Kategorie einen Volltreffer landen.

Dein Nutzungsprofil entscheidet über die Art der Espressomaschine

Denkst du nun ernsthaft über die Anschaffung einer Espressomaschine nach, so gibt es noch einiges zu beachten. Denn es gibt hier einige unterschiedliche Systeme, die auf spezielle Trinkgewohnheiten zugeschnitten sind. Deshalb solltest du dir zuerst darüber klar werden, wie dein zukünftiges Nutzungsprofil der Siebträgermaschine aussehen soll, bevor du dich durch den Dschungel an Angeboten wühlst. Anschließend kommt noch dein Budget ins Spiel, das man natürlich auch nicht außer Acht lassen sollte.

Bedenke aber immer, dass du zu einer Espressomaschine auch noch eine geeignete, gute Kaffeemühle benötigst! Hier ist es leider mit einem Gerät aus einem niedrigen Preissegment nicht getan. Im Artikel Wer zuerst kommt, mahlt zuerst habe ich ja schon auf die Wichtigkeit des richtigen Mahlgrades hingewiesen. Beim Siebträger ist der Mahlgrad sogar einer der entscheidendsten Faktoren, um überhaupt leckeren Espresso beziehen zu können. Sparst du an der Mühle, wirst du selbst aus der teuersten Siebträgermaschine kaum genießbaren Espresso herausbekommen. Auf Espressomühlen möchte ich aber noch einmal separat eingehen im Artikel: Diese Kaffeemühlen mahlen espressofein.

Diese beiden Modelle sind aber auf jeden Fall empfehlenswert:

Jedes System hat Vor- und Nachteile

Aber zurück zu den Systemen der Siebträgermaschinen. Man unterscheidet hier zwischen Thermoblöcken, Einkreisern, Zweikreisern und Dualboilern. Das sind die gängigsten Varianten. Außerdem gibt es dann noch Handhebler und Dualthermoblöcke. Besonders die Handhebelmaschinen sind allerdings noch mal ein Thema für sich und eher für besonders handwerklich interessierte empfehlenswert. Hier ist die Espressozubereitung wirklich richtige Handarbeit.

Warum Siebträgermaschinen so lange vorheizen müssen…

Bis das Wasser im Kessel bzw. im Durchlauferhitzer heiß ist, dauert es in der Regel nur ein paar Minuten. Warum also in aller Welt sollte man seine Espressomaschine bis zu 45 Minuten aufheizen lassen, bevor man den ersten Espresso beziehen kann? Weil neben dem Wasser auch das gesamte System – inklusive der Brühgruppe aus Metall – auf Temperatur kommen muss.

Der Bezug eines Espressos dauert in der Regel 30 Sekunden. Innerhalb dieser Zeitspanne darf die Temperatur nicht abfallen, da der Tasseninhalt sonst sauer und ungenießbar wird. Dies kann man aber eben nur garantieren, wenn ALLE Bauteile heiß genug sind. Bei Thermoblöcken geht dies erfahrungsgemäß aufgrund der kompakten Bauweise noch am schnellsten. Je größer die Maschine, desto länger dauert es in der Regel.

Nun möchte ich dir aber die Systeme einmal im Einzelnen vorstellen und kurz auf ihre Funktionsweise eingehen. So kannst du entscheiden, welches davon am besten zu dir und deinen Trinkgewohnheiten passt. Die Menge der bezogenen Espressi pro Tag und der Anteil an Milchmischgetränken, für die Espresso ja bekanntermaßen die Grundlage bildet, sind hier einige Kriterien und müssen bei der Kaufentscheidung berücksichtigt werden. Los geht’s!

Der Thermoblock – schnell, wartungsarm, aber mit weniger Dampfpower

Thermoblöcke sind eine spezielle Untergruppe der sogenannten Einkreisermaschinen. Sie besitzen keinen Kessel, sondern ein spiralförmiges Rohr, das in einen Aluminiumblock eingelassen ist. So kann man sie im Prinzip als Durchlauferhitzer mit sehr geringen Aufheizzeiten von unter 15 Minuten verstehen. Von allen Maschinenarten sind sie damit am schnellsten einsatzbereit. Dennoch gibt es einige Abstriche zu machen.

Im Gegensatz zu anderen Maschinenarten haben sie die geringste temperierte Wassermenge. Das macht sie zwar tatsächlich am stromsparendsten – solange sie nicht über Stunden in Betrieb sind – und sorgt auch für die Möglichkeit schneller Temperaturwechsel, aber damit einher gehen leider auch öfter mal Schwankungen bei der exakten Brühtemperatur und weniger Wumms bei der Dampferzeugung.

Siebträgermaschine - Espressomaschine - Systeme Thermoblock Einkreiser Zweikreiser Dualboiler - Technik - Funktionsweise - Schemazeichnung - kaffeegenie.de
So funktioniert der Thermoblock-Siebträger: Wasser wird aus dem Tank durch ein spiralförmiges Rohr geleitet, das in einen Alublock eingelassen ist. Dabei wird es auf Brüh- bzw. Dampftemperatur gebracht. Dies muss jedoch nacheinander geschehen, da es nur einen Heizkreislauf gibt. Parallelbezug von Espresso und Dampf fällt damit zugunsten einer enorm kurzen Aufheizzeit weg.

Außerdem sollte man wissen, das gleichzeitiges Beziehen von Espresso und Milchschaum generell nicht möglich ist. Nach dem Espressobezug muss das Wasser erst auf Dampftemperatur gebracht werden. Möchte man mehrere Milchgetränke direkt nacheinander brühen, so muss man den Thermoblock anschließend wieder herunterkühlen – möglich u.a. über Leerbezüge – und danach wieder hochheizen. Für einen hohen Milchgetränkkonsum bzw. Parallelbedarf ist dieses System also eher ungeeignet, da unkomfortabel. Für relativ spontanen Espressogenuss sind sie aber definitiv die Geräte der Wahl.

Einen weiteren entscheidenden Vorteil haben Thermoblöcke zudem noch: Sie müssen seltener entkalkt werden, da das Wasser direkt nach dem Bezug aus der Spirale, in welcher es erhitzt wird, abgelassen wird. So hat Kalk kaum eine Chance, sich abzusetzen. Also ist diese Maschinenart auch bei härterem Wasser einsetzbar – sofern die Wasserhärte noch mit dem Geschmack des Espressos vereinbar ist.

Zusammenfassung Thermoblock:

Der Einkreiser – klassische Technik für Espressopuristen

Einkreiser Siebträgermaschinen funktionieren – wie der Name schon sagt – mit einem Heizkreislauf. Im Gegensatz zu Thermoblöcken verfügen sie aber über einen klassischen Kessel, bzw. Boiler. Das beschert ihnen zwar etwas längere Aufheizzeiten von ca. 15-30 Minuten, aber dabei stabilere Brühtemperaturen. Das macht sie für reine Espressopuristen sehr attraktiv.

Denn dem einen Heizkreislauf ist es auch hier geschuldet, dass kein Parallelbezug von Espresso und Milchschaum stattfinden kann. Das System muss ebenfalls nach dem Espressobezug erst auf Dampftemperatur hochheizen und anschließend für erneute Kaffeeentnahme abkühlen.

Siebträgermaschine - Espressomaschine - Systeme Thermoblock Einkreiser Zweikreiser Dualboiler - Technik - Funktionsweise - Schemazeichnung - kaffeegenie.de
So funktioniert die Einkreiser-Siebträgermaschine: Wasser aus dem Tank wird in den Boiler geleitet und dort zunächst auf Brühtemperatur erhitzt. Nach dem Espressobezug muss die Temperatur weiter erhöht werden, bis Wasserdampf entstehen kann. Dann kann die Milch für den Cappuccino geschäumt werden. Für einen zweiten Espresso muss das Wasser dank des einen Heizkreislaufes anschließend wieder abkühlen.

Damit ist der Einkreiser für ambitionierte Cappuccinotrinker nicht unbedingt das System der Wahl. Wer jedoch immer nur einen Cappuccino zur Zeit benötigt, ist mit dem Einkreiser schon meist besser bedient als mit einem Thermoblock, da die Dampfpower dank des Kessels deutlich besser ist. Zudem muss bei einzelnen Cappuccinobezügen nicht direkt der teurere Zweikreiser einziehen.

Einkreismaschinen sind in der Regel deutlich stromsparender als die größeren Zweikreiser oder Dualboiler. Hinzu kommt ihre meist platzsparende Größe im Vergleich zu den genannten Systemen als zusätzliches Kaufkriterium. Schließlich muss das neue Schmuckstück auch in die Küche passen.

Zusammenfassung Einkreiser:

Der Zweikreiser – ideal für hohen Milchgetränkkonsum

Der Zweikreiser (auch Heat Exchanger oder HX genannt) zeichnet sich – wie der Name vermuten lässt – durch zwei mehr oder minder getrennte Heizkreisläufe aus. Zum einen findet man einen großen Boiler, in dem eine große Menge Wasser erhitzt wird. Aufgrund der hohen Temperaturen von 120-130°C bildet sich hier neben der Wasser- auch eine Dampfphase. Damit wird der Milchschaum erzeugt. Man kann dieses heiße Wasser auch z.B. zum Teekochen entnehmen.

Durch den Boiler wird wiederum ein Rohr mit direkter Verbindung zum Frischwassertank geführt. Dieser Wärmetauscher nutzt die Temperatur des Dampfboilers, um das Brühwasser zu erhitzen. Da man für einen Espressoshot keine allzu großen Mengen Wasser benötigt, funktioniert dieses System sehr gut.

Siebträgermaschine - Espressomaschine - Systeme Thermoblock Einkreiser Zweikreiser Dualboiler - Technik - Funktionsweise - Schemazeichnung - kaffeegenie.de
So funktioniert die Zweikreiser-Siebträgermaschine: Für den Wasserdampf wird Wasser aus dem Tank (wahlweise vom Festwasseranschluss) in den Boiler geleitet und dort erhitzt. Unabhängig davon wird im zweiten Heizkreislauf das Wasser für den Espressobezug durch ein Rohr, das durch den Kessel führt, über das Wärmetauscherprinzip erhitzt. So lassen sich ganz bequem parallel Espresso und Milchschaum zubereiten – und das sogar schnell und einfach mehrfach hintereinander!

Man spart sich im Prinzip einen zweiten Boiler, nutzt die Abwärme des Dampfkessels für die Erwärmung und kann trotzdem dank der zwei Kreisläufe Espresso und Milchschaum parallel beziehen. Damit ist der Zweikreiser absolut prädestiniert für alle, die hauptsächlich Cappuccino und andere Milchgetränke genießen wollen. Es entfällt außerdem die Wartezeit nach dem Espressobezug, bis das Wasser für den Dampf heiß genug ist.

Allerdings muss man im Hinterkopf haben, dass es je nach Bauart auch schneller zur Überhitzung des Brühwassers kommen kann. Es gibt Maschinen – meist größere für den Gastrobereich – die für einen höheren Durchsatz ausgelegt sind. Sie halten unter diesen Umständen die Temperatur konstant. Geräte für einen geringeren Durchsatz müssen mit längeren Standzeiten zurechtkommen und dürfen dabei wiederum nicht zu heiß werden. Diskrepanzen in der Temperaturstabilität können die Folge sein. Man kann hier aber auch mit einem sogenannten „Cooling Flush“ – also einem Leerbezug – entgegenwirken. Dieser muss dann Teil des Workflows werden, kann unter Umständen aber sogar zum Vorwärmen der Tassen genutzt werden.

Zusammenfassung Zweikreiser:

Der Dualboiler – höchster Experimentiergrad mit entsprechendem Preis

Beim Dualboiler finden wir zwei tatsächlich völlig unabhängig voneinander arbeitende Heizkreisläufe. Während sich die Temperatur des Brühwassers beim Zweikreier noch in Abhängigkeit vom Dampfboiler befand, sind hier zwei getrennte Boilersysteme verbaut. Ein kleinerer Kessel sorgt für die richtige Brühtemperatur und ein größerer für Wasserdampf und Heißwasser für Tee oder Americano. Dadurch entfällt auch das Risiko des Überhitzens und es muss auch nicht mit einem Cooling Flush gearbeitet werden.

Beide Kessel können in ihrer Temperatur separat und individuell eingestellt werden. Das ermöglicht eine enorme Flexibilität bei der Auswahl der Bohnen und Röstgrade. Da hier jede Sorte anders reagiert, sind die detaillierten Verstellmöglichkeiten für den experimentellen Typ einfach das Non-Plus-Ultra.

Siebträgermaschine - Espressomaschine - Systeme Thermoblock Einkreiser Zweikreiser Dualboiler - Technik - Funktionsweise - Schemazeichnung - kaffeegenie.de
So funktioniert der Dualboiler: Hier sind zwei völlig unabhängig agierende Heizkreisläufe zu finden. Beide sind mit eigenen Boilern ausgestattet: ein kleinerer für den Espressobezug und ein größerer für den Wasserdampf. Die Temperaturen werden losgelöst voneinander geregelt. Bei vielen Maschinen lässt sich der Dampfboiler separat bei Bedarf zu- oder abschalten. Der Dualboiler erlaubt neben großzügigen Parallelbezügen von Espresso und Milchschaum auch die höchste Flexibilität bei der Brühtemperatur, Bohnenauswahl und Experimentierfreude ihres Nutzers. Das hat aber auch seinen Preis: Anschaffung, Stromkosten und Auffheizzeiten sind oft höher, als bei anderen Systemen.

Außerdem vereint der Dualboiler damit die Vorteile von Ein- und Zweikreisern: Die Parameter für den Espressobezug können wie beim Einkreiser präzise gesteuert werden, gleichzeitig kann man wie beim Zweikreiser Kaffee und Milchschaum parallel zubereiten. Da sich bei vielen Systemen zusätzlich der Dampfboiler nach Wunsch zu- und abschalten lässt, ist diese Maschinenart sowohl für einen hohen Parallelbedarf an Milchgetränken als auch für Espressopuristen mit hohen Ansprüchen geeignet. Exotische Bohnensorten und 3rd Wave Coffee kommen hier voll auf ihre Kosten.

Allerdings darf man auch die Nachteile nicht aus den Augen lassen: Dualboiler sind in der Anschaffung meist die teuerste Variante, verursachen oft höhere Stromkosten durch die beiden Kessel und haben eine deutlich höhere Aufheizzeit. Hier kommt es allerdings zusätzlich noch auf die Brühgruppe an. E61 Brühgruppen brauchen generell länger zum Aufheizen. Die Vorteile des Dualboilers sind bei entsprechendem Bedarf allerdings nicht von der Hand zu weisen und die Anschaffung allemal wert.

Zusammenfassung Dualboiler:

 

Schreibe einen Kommentar